Herberge zur Heimat

Herberge zur Heimat

Wie gelingt Partizipation in der Wohnungslosenhilfe?

Herberge 3.0? Wie sieht die Herberge zur Heimat im 21. Jahrhundert aus? Welche Funktion kann Sie im Quartier übernehmen? Aus welchen Traditionen schöpft sie Kraft, an welchen Punkten sollte sie sich neu erfinden? Welche Rolle spielen Partizipation und Inklusion für die Herberge 3.0?

Das Projekt Gast.Haus

Das Projekt Gast.Haus

Eine Herberge für Wohnungslose wird zum Treffpunkt im Quartier: Das ist der Sinn unseres Projektes „Gast.Haus“ in Hildesheim. Gemeinsam erfanden wir die Herberge neu. In Workshops erarbeiteten wir mit MitarbeiterInnen, BewohnerInnen und Nachbarn aus dem Viertel gemeinsam ein Konzept für das zukünftige Miteinander.

Arbeit von und mit wohnungslosen Männern in der Herberge zur Heimat

Erstes Ergebnis gemeinschaftlicher Projektplanung

Partizipation in der Wohnungslosenhilfe

 

Aus einer Ideenwerkstatt ist ein „Bauausschuss“ mit Nachbarn, Bewohnern und Vertretern der Leitung hervorgegangen. Viele gute Ideen hängen an der Pinnwand – Grundsteine für einen Herbergswandel im 21. Jahrhundert. Moderiert wurde dieser Veränderungsprozess von alberts.architekten, Büro für soziale Architektur. Das Wichtigste: Die Bewohner sind aktiv geworden, sie wollen mit anpacken, und gestalten die Herberge und das Umfeld mit.
Nach Jahren des Machen und Tuns ist ein Ort geschaffen, an dem Männer und Frauen wohnen, ihre Nachbarn einladen und an dem sie gerne sind.

Haus mit Tradition: Herbergen für Wanderarbeiter

 

Millionen junger Männer wanderten im 19. Jahrhundert auf der Suche nach Arbeit und Wohnung in die wachsenden Städte. Baumeister Schwartz kannte die „Tippelbrüder“ von seinen Baustellen. Viele hatten nach schwerer Arbeit am Tage keine ruhige Stätte für die Nacht. Staatliche Hilfe gab es nicht. 1854 eröffnete die Innere Mission in Bonn die erste „Herberge zur Heimat“, in der wohnungslose Wanderarbeiter Kost und Logis fanden. Ein weitverzweigtes diakonisches Fürsorgesystem entstand, über 500 Herbergen zur Heimat wurden in deutschen Landen gegründet. In Hildesheim fanden die Wanderer ab 1881 an städtebaulich prominenter Stelle Unterschlupf.

„Hannoveraner Architekturschule“

„Hannoveraner Architekturschule“

Das Kerngebäude der Herberge wurde 1879-1881 erbaut. Sein imposanter Mittelrisalit mit Spitzbogengiebel weist es als hervorragenden Vertreter der „Hannoveraner Architekturschule“ aus: unverputzter roter Backstein, neugotische Formen und Linien nach dem Vorbild der norddeutschen Backsteingotik, glasierte Ziegel als Zierelemente. Eine Bauform des Hochmittelalters, die zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war, fand einen neuen Zweck. Der Eingang wurde in der Folgezeit mehrfach verlegt, um Bewohnern und Besuchern die Schwellenangst zu nehmen. Denn dieses hohe Haus steht Menschen offen, die nichts häufiger erlebt haben, als vor geschlossenen Türen zu stehen.

Ein neues Viertel für Hildesheim

 

Gustav Schwartz (1847-1910) erhielt seine Ausbildung an der Polytechnischen Hochschule in Hannover beim Architekten Conrad Wilhelm Hase, der die „Hannoversche Architekturschule“ ins Leben gerufen hatte. Schwartz war ab 1876 Stadtbaumeister und Stadtbaurat in Hildesheim. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Gustav Struckmann (1837-1919) prägte er über 34 Jahre lang das Stadtbild. Zahlreiche seiner Bauten stehen noch heute: die Baugewerkschule am Hohnsen, das Sieben-Brüder-Haus Schmitjan in der Feldstraße, sein eigenes Haus in der Gartenstraße, und nahebei unsere Herberge zur Heimat.

Herberge zur Heimat seit 1945

 

„Tippelbrüder“ wie im 19. Jahrhundert gibt es wegen der verbesserten staatlichen Sozialhilfe praktisch nicht mehr. Wohnungslose Männer gibt es noch – seit den 1990er Jahren sogar wieder verstärkt. Viele davon nennen sich selber „Berber“. Die Herberge definierte sich nach dem Krieg um und widmet sich seitdem der professionellen Sozialarbeit für wohnungslose Männer. Seit 2014 ist die Diakonie Himmelsthür Trägerin der Herberge zur Heimat.

Männer, die etwas können

 

In der Herberge finden Männer Unterstützung, die ihre traditionelle gesellschaftliche Rolle verloren haben. Männer, die eigentlich mit anpacken, mitmachen und im Viertel wirksam sein möchten. Männer, die viel gelernt haben. Schrittweise bauen sie soziale Beziehungen auf und schaffen sich wirtschaftliche Grundlagen. Wir helfen ihnen bei der Überwindung psychosozialer Schwierigkeiten in Arbeit, Ausbildung und Freizeit. Wir fördern ihre besonderen Fähigkeiten, damit sie zur Basis einer selbstständigen Lebensführung werden können. Die Männer, die bei uns ein vorübergehendes Zuhause finden, wünschen sich, ein normales Leben zu führen.

Herberge zur Heimat

 

Aus der Inneren Mission heraus entsteht Mitte/ Ende des 19. Jahrhunderts die Wandererfürsorge. Mit dem Ziel, mittelose Wanderarbeiter zu unterstützen entsteht ein funktionierendes diakonisches Fürsorgesystem. In den deutschen Ländern werden über 500 Herbergen zur Heimat gegründet. Hier finden männliche Arbeiter Kost und Logie. Darüber hinaus gibt es sogenannte Wandererkolonien, in denen Arbeit gegen Unterkunft ermöglicht wird. Das Gut Wilhelmsdorf in Eckardtsheim ist die erste ihrer Art und mit dem Namen Friedrich von Bodelschwingh verbunden.

Projektsteckbrief

01 Projektzeitraum

02/2015 – 12/2017

02 Projektstandort

Gartenstraße 6
31141 Hildesheim